Ich wäre so gerne von allem etwas mehr, eben einfach ein bisschen besonderer.
Ich wäre gerne (noch) größer, schöner, jünger und klüger.
Ich wäre gerne ein intellektueller, sozialer und sportlicher Überflieger.
Ich hätte gerne die Figur einer Model-Ikone, dazu ein makelloses Gesicht ohne jedwede Falten, die im Licht könnten locker als Krater oder Krähenfüße herhalten.
Ich wäre so gerne von allem etwas mehr, eben einfach ein bisschen besonderer.
Ich wäre so gerne erfolgreich und populär, hätte gerne auch viel mehr finanzielle Ressourcen und Möglichkeiten.
Ich wäre gerne bekannt mit den klügsten und einflussreichsten Menschen, um sie auf ihren Reisen um die Welt zu begleiten. Ich wäre froh, diese hörten sich sogar, ab und an, etwas von meinen Ideen und Ratschlägen an.
Ich wäre so gerne in der Lage, die Welt zu verbessern. Ich wäre froh, ich könnte sämtliche (emotionalen) Wüsten auf Erden (mit Liebe, Verständnis, Respekt und Hoffnung) wässern.
Ich wäre so gerne von allem etwas mehr, eben einfach ein bisschen besonderer.
Ich wäre gerne ein bedeutender Erfinder neuer Techniken und Methoden. Ich wäre gerne ein brillanter Denker, gebildeter Redner, ein mutiger Vorreiter, der sich, ohne Netz und doppelten Boden, auf neue Wege einlässt, Abenteuer besteht.
Ich wäre so gerne überzeugt davon, dass all das für mich noch möglich ist, geht.
Ich wäre so froh, wenn mein „Ich“ all dem nicht länger verhindernd im Wege würde stehen. Ich wäre froh, könnte ich im Spiegel etwas mehr von meinen Wünschen und Träumen erlebt oder zustande gekommen sehen.
Ich wäre so gerne von allem etwas mehr, eben einfach ein bisschen besonderer.
Ich bin aber nur eine einfache, ehrliche, durchschnittliche Mutter, Frau, Freundin, nicht weniger und nicht mehr. Trotzdem gibt es Menschen, die mich sehr lieben und schätzen, die mein „Ich“ nicht abschrecken kann oder „vergrätzen“. Das Besondere ist, dass die, die mich lieben, sich alleine damit, alleine mit mir, so wie ich bin, begnügen. Dass für sie das schon genug ist, keiner an mir ein mehr, besser oder größer irgendwie vermisst.
Darum brauche von allem eigentlich gar nicht mehr, denn für die, die mich lieben, bin ich allein bereits besonderer.
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