In der Nacht ist es dunkel und der Mond scheint über uns. Manche Menschen schlafen und andere beginnen erst jetzt ihren Tag. Aber wozu, warum, was können wir in der dunkelsten Zeit des Tages tun, wenn die Sonne verschwindet und wir nicht einmal unsere eigene Hand vor Augen sehen? 

Die meisten würden jetzt wahrscheinlich sagen „schlafen“ oder „arbeiten“, mehr ist da nicht. Ich behaupte, da ist so viel mehr zu tun. In der Nacht sitze ich an meinem Fenster und lausche in die Stille der Nacht. Hin und wieder fahren Autos vorbei, doch davon lasse ich mich nicht stören. Ich blicke zurück auf meine Erlebnisse, seien es die, vom vorherigen Tag, oder Erinnerungen aus meiner Kindheit. Ich frage mich: wenn die Zeit jetzt stillstehen würde, was würde ich tun? 

Würde ich mich auf die Straße legen und darauf warten, dass es „wie aus Eimern schüttet, weil“ ich dann endlich Frieden in mir fände? Vielleicht würde ich auch gar nichts tun und einfach den Moment, in dem alles stillsteht, genießen. Die Antwort auf dieses „Was“ werde ich nie herausfinden, da die Zeit niemals stillsteht. Naja, zumindest nicht, wenn man es physikalisch betrachtet. 

Denn die Zeit kann durchaus stehen bleiben. Ich verliere mich in einem Moment und alles um mich herum verschwindet, dann erlebe ich Momente, auf welche ich irgendwann zurückschauen werde, wenn ich an meinem Fenster sitze und in die Dunkelheit der Nacht blicke. Ich schwelge jedoch nicht nur in Erinnerungen, nein. Ich betrachte auch das Geschehen auf der Welt, ohne dass mich jemand bemerkt. Mein Umriss wird vom Mond gezeigt, aber sehen tut man mich nicht. Wie ein Schatten beobachte ich, was die Welt tut, ohne ein Teil von ihr zu sein. Denn ich bin ja nur ein Schatten, der die Menschen in der Nacht verfolgt und sich fragt, was würde passieren, wenn die Nacht nicht mehr da wäre. Würden die Menschen überhaupt noch schlafen, wie verliefe ein Alltag ohne Ende und was wäre mit den Tieren, die sich in der Nacht aus ihren eigenen Schatten begeben, um, genau wie ich in die Stille der Nacht zu gleiten? 

Manchmal frage ich mich auch gar nichts und verfolge die Welt nicht mit meinem Schatten. Ich liege in meinem Bett und schlafe. Und dann frage ich mich, wofür ist die Nacht eigentlich gut?

von K. Brosa


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