Der Mond und ich, wir haben so viel gemein,

sehen die Menschen von uns tagtäglich doch nur den begrenzten (, schönen) Schein,

den wir gewillt sind, sie sehen zu lassen.

Unsere wahre Form, Größe und Tiefe zu erfassen

gestatten wir Zwei kaum denen, die uns aus der Ferne betrachten.

Nicht selten unsere Bewunderer darum von uns ein völlig falsches Bild schon hatten, sich machten.

Wir erscheinen oftmals viel heller, strahlender, als wir es tatsächlich sind.

Für die kratertiefen Verletzungen, die uns prägen, sind die Menschen ebenso blind,

wie für unsere finsteren, dunklen Seiten,

weil unsere vertrauten Anblicke aus der Distanz dazu verleiten,

uns für eindimensional, einschätzbar und hinlänglich bekannt

zu halten.

Doch unsere von ihnen abgewandten Seiten, mit all ihren Ecken, Kanten, Macken und Falten,

die lassen Außenstehende allzu oft, allzu gerne außer Betracht

und nur in einer seltenen, sternenklaren VollmondNacht,

die der Mond, genauso wie ich, in seinem LebensZyklus sein eigen nennt,

erkennt

der eine oder andere, wenn er bewusst etwas genauer hinsieht,

wieviel von unserem echten Sein sich seinem Blick für Gewöhnlich entzieht.

Dann entscheidet er sich zu Weilen, sein Bild von uns zu überdenken

und es kommt vor, dass er uns bittet, ihm unser Vertrauen und einen tieferen Einblick in unser wahres Ich zu schenken.

Doch immer dann, wenn der andere das so offen spricht aus

und wir gewähren ihm Einlass in unser verborgenes SeelenHaus,

dann sind wir verletzlich und angreifbar.

Denn dann werden unsere Schattenseiten plötzlich beleuchtet und für diesen deutlich sichtbar.

In diesen Momenten stets die Möglichkeit besteht,

dass man sich hinterher näher ist als zuvor oder fortan getrennte Wege geht.

Vielfach geschieht aber auch rein gar nichts hinterher,

weil es diesem Jemand viel zu schwer

mit einem Male im Magen liegt,

was er an Erkenntnissen über uns vor Augen geführt so ur-plötzlich kriegt.

Solche, mit denen er nichts anfangen will oder kann

und der deshalb beim alt-bekannten Umgang

mit uns bleibt

und die unbequemen Eindrücke ganz schnell wieder aus dem eigenen Kopfe vertreibt.

Das veranlasst unser Herz gleich doppelt zu leiden und zu bluten,

lässt solch ein Verhalten doch einen Mangel an echter Wertschätzung für und Freundschaft zu uns vermuten.

Das lehrt uns mit jedem Male auf’s Neue zudem,

mit unserer Offenheit und unserem Vertrauen sehr bedacht umzugehen.

Darum halten der Mond und ich unsere wahren Wesen vor so vielen Menschen verborgen,

in den meisten Nächten und an fast jedem neuen Morgen.


Alle auf dieser und den folgenden Seiten verwendeten Texte und Fotografien sind urheberrechtlich geschützt. Solltest Du diese oder Teile hiervon verwenden wollen, wende Dich bitte an die Autorin – anja@gezittert-gereimt.de – ein Text von Anja Allmanritter, Koblenz