Können Regenbogen traurig sein?

Und müssen trotzdem strahlen?

Geht es ihnen vielleicht wie Gauklern, Narren oder Clowns?

Sie teilen des Regenbogens Schicksal, dass ihr Anblick die Herzen der Menschen höher schlagen lässt.

Und ihnen allen wohnt der Zauber der Phantasie inne, die Magie des Lachens, die Fröhlichkeit der Farbenvielfalt und die

Einmaligkeit des flüchtigen Augenblicks.

In ihnen manifestieren sich Kinderglauben, Kindheitserinnerungen und kindlich-naives Weltverständnis gepaart mit

unverdorbener Neugier und hemmungslosem Glückskonsum.

Der daraus resultierende Erwartungsdruck, der auf ihnen lastet, ist beträchtlich und zwingt sie allzu oft, gute Mine zum bösen

Spiel zu machen.

Und wer fragt sie schon, wie sie sich fühlen?

Wer hinterfragt, ob hinter dem schönen Schein, dem breiten Lachen und dem strahlenden

Erscheinungsbild nicht in Wirklichkeit eine tiefe Traurigkeit steckt, bis hin zu Trauer, Angst oder Depressionen?

Niemand möchte sich mit diesen Gedanken belasten, entzaubern sie doch diese scheinbar so makellos – perfekten,

sorgenfreien Märchenwesen.

Und dennoch bleibt die Frage, ob sie nicht auch weinen, sich in düsteren Gedanken verlieren und manchmal in Selbstmitleid

versinken können.

Und wenn das so ist, gilt das nicht genauso für ihren Freund, den Regenbogen?

Besonders deshalb, weil seine Verbindung zum Wasser so eine ganz besondere ist, weil er aus der Symbiose aus Regen und

Licht entsteht.

Weil er, der eine, bunte Regenbogen, nicht ohne ein Zusammenspiel der beiden Elemente entstehen kann.

Liegt es da nicht nahe zu glauben, dass vielleicht nicht jeder vermeintliche Regentropfen auch ein solcher ist?

Mischen sich nicht allzu oft auch Tränen, gespeist aus Quellen tiefster Traurigkeit, unter diese?

Und sind nicht möglicherweise gerade diese es, die reinen, klaren, heimlich vergossenen Tränen, die den Regenbogen dann

im Licht der Sonne besonders farbenfroh erstrahlen lassen?

Wer kann das schon sagen?

Wer kann sagen, das es nicht so ist?

Es bleibt wohl ein ewiges Mysterium,

sowohl in Bezug auf Narren, Clowns und Gaukler,

als auch in Bezug auf Regenbögen,

ob und wann sie traurig sind und vielleicht bittere Tränen weinen,

die kein fremdes Herz berühren und kein fremdes Auge sehen kann und die dennoch da sind.

Unmittelbar vor uns und unserer Nase und doch vollständig ignoriert.

Ein Rätsel, ob dem so ist oder nicht,

vielleicht auf ewig gleichermaßen ungeklärt wie die Frage,

ob der Clown unter seiner roten Nase eine echte rote Nase hat,

ob der Gaukler auch zu Hause gaukelt,

ob der Narr seine Narrenkappe selber näht und

ob am Ende jedes Regenbogens ein Schatz wartet

oder eben nicht.


Alle auf dieser und den folgenden Seiten verwendeten Texte und Fotografien sind urheberrechtlich geschützt. Solltest Du diese oder Teile hiervon verwenden wollen, wende Dich bitte an die Autorin – anja@gezittert-gereimt.de – ein Text von Anja Allmanritter, Koblenz