Entmilitarisiere deine Gedanken, entferne im Kopf alle kriegerischen Wortschöpfungen, an denen unsere Herzen und Seelen unbemerkt kranken und denen wir viele unserer geistigen Schranken verdanken. Die dich, die uns hindern, friedlich und freundlich zu dir, zu uns selbst und zu anderen zu sein. Das, was du dazu tun musst, ist, ein klitzeklein wenig bewusster Acht darauf zu geben, was du, was wir alle alles täglich aussprechen oder mit Begriffen belegen. Einfach deshalb, weil sonst nur scheinbar harmlose Worte schnell im Fokus stehen, mit denen wir alle selbstverständlich und unachtsam immer wieder umgehen. Warum, zum Beispiel, jagen wir Erfolgen hinterher, als bedürfe es für diese todbringenden Schrots und eines Gewehr‘? Bemühen wir dieses aggressive Bild, weil wir unsere Konkurrenz tatsächlich halten für eine Art von Freiwild? Was macht diese Redewendung zum Aushängeschild einer ganzen Generation, die gehört praktisch zum politisch korrekten, gebilligten, guten Ton?! Oder wieso können uns Nachrichten bombardieren? Wieso Schicksalsschläge passieren? Wie können Salatköpfe schießen oder Atompilze aus der Erde sprießen? Wer oder was bereiten uns gerne Kopfzerbrechen? Warum könnten wir, bei einem gebrochenen Versprechen, den anderen auf den Mond schießen, ganz weit? Wann sind wir kampfbereit, um einem anderen den Krieg zu erklären oder diesen zu lehren, nicht länger in der Schusslinie zu stehen? Wieso finden wir eine Bombenstimmung erwähnenswert-schön? Was führen wir im Schilde, wenn wir versuchen, unter dem Radar eines anderen zu fliegen? Warum kriegen die Applaus, die dadurch genügend Tore schießen, dass sie während des Spiels rechtzeitig Lunte riechen und ahnen, dass sie sich am Riemen reißen müssen, um in 90 Minuten nicht den Sieg einzubüßen, sondern den Gegner umhauen zu können? Warum gönnen wir uns, uns nicht mit 08/15 Dingen zu begnügen oder warum wollen wir nicht lange mit anderen im Clinch liegen? Warum rühren wir Werbetrommeln, kämpfen mit harten Bandagen an vorderster Front? Wie entgehen wir tagtäglichen Bedrohungen so gekonnt, dass wir nicht zur Zielscheibe anderer werden können? Wieso gönnen sich Politiker einen Schlagabtausch in der Öffentlichkeit und sind nur allzu gerne bereit, Fehler der anderen, die sie auf dem Schirm haben aktuell, anzuprangern, damit diese, blitzschnell, ihre Flinte ins Korn werfen und sich ergeben? Wie viele Schüsse in den Ofen müssen sie erleben, um sich aus ihrem Metier zurückzuziehen? Wie oft zuvor in Ausflüchte fliehen, statt ihre Karten auf den Tisch zu legen und ihren inneren Kampf bedingungslos aufzugeben? Wie verheerend kann eine brutal-spannende Erfahrung für uns sein? Wie oft stehen du und ich allein auf den Minenfeldern des Alltagslebens, kämpfen gegen aufkommende Hustenattacken ebenso vergebens, wie Durchbrüche auf sich warten lassen. Wie oft erleben wir provozierendes Säbelrasseln, das wir gekonnt parieren, was dazu führt, dass unsere Gegner zum Schluss die weiße Fahne schwenken und kapitulieren? Wie kann es passieren, dass wir den Kampf gegen die Tretminen aus Hunde-Fäkalien in unseren Städten und Parks verlieren? Tatsächlich würde mein Herz vor Freude explodieren, könnte ich dich, mich selbst und andere zum Umdenken bewegen, dass wir alle wieder legen würden unseren Blick auf das, was wir denken und mit welchen Worten tatsächlich wir es sagen. Denn die bisherige Praxis liegt mir bleischwer im Magen. Darum leih‘ mir bitte dein Ohr, ich habe nämlich ein Attentat auf dich vor. Ich fordere dich auf, gemeinsam mit mir die Flinte nicht ins Korn zu werfen, sondern mir zu versprechen, gemeinsam mit mir eine Lanze zu brechen für eine veränderte Sprachkultur in unserem Land, was bisher im Visier der Wenigsten stand. Ich bin sicher, solche Gedanken dürften einschlagen wie Bomben in den Köpfen der Menschen, wenn sie bemerken, wie oft sie tagtäglich unbemerkt sprachlich mit und gegen sich und andere(n) kämpfen. Denn wie viel leichter würden unser aller Leben sein, würden wir zumindest von diesen Kriegsschauplätzen unsere Gedanken, Gefühle und Leben befreien. Darum lass uns gemeinsam die Sprache revolutionieren, damit in Zukunft weniger dumme, militante Redewendungen um uns herum grassieren. Entmilitarisiere deine Gedanken, entferne im Kopf alle kriegerischen Wortschöpfungen, an denen unsere Herzen und Seelen unbemerkt kranken und denen wir viele unserer geistigen Schranken verdanken. Die dich, die uns hindern, friedlich und freundlich zu dir, zu uns selbst und zu anderen zu sein. Das, was du dazu tun musst, ist, ein klitzeklein wenig bewusster Acht darauf zu geben, was du, was wir alle alles täglich aussprechen oder mit Begriffen belegen.

Alle auf dieser und den folgenden Seiten verwendeten Texte und Fotografien sind urheberrechtlich geschützt. Solltest Du diese oder Teile hiervon verwenden wollen, wende Dich bitte an die Autorin – anja@gezittert-gereimt.de – ein Text von Anja Allmanritter, Koblenz